Andacht zu 5.Mose 15, 1-11

Jeder kann helfen (13. Sonntag nach Trinitatis) Tag 7

 

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Lesung:

5.Mose 15, 1-11

Alle sieben Jahre sollst du ein Erlassjahr halten. So aber soll's zugehen mit dem Erlassjahr: Wenn einer seinem Nächsten etwas geborgt hat, der soll's ihm erlassen und soll's nicht eintreiben von seinem Nächsten oder von seinem Bruder; denn man hat ein Erlassjahr ausgerufen dem HERRN. Von einem Ausländer darfst du es eintreiben; aber dem, der dein Bruder ist, sollst du es erlassen. Es sollte überhaupt kein Armer unter euch sein; denn der HERR wird dich segnen in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe geben wird, wenn du nur der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchst und alle diese Gebote hältst, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust! Denn der HERR, dein Gott, wird dich segnen, wie er dir zugesagt hat. Dann wirst du vielen Völkern leihen, doch du wirst von niemand borgen; du wirst über viele Völker herrschen, doch über dich wird niemand herrschen. Wenn einer deiner Brüder arm ist in irgendeiner Stadt in deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder, sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, soviel er Mangel hat. Hüte dich, dass nicht in deinem Herzen ein arglistiger Gedanke aufsteige, dass du sprichst: Es naht das siebente Jahr, das Erlassjahr -, und dass du deinen armen Bruder nicht unfreundlich ansiehst und ihm nichts gibst; sonst wird er wider dich zu dem HERRN rufen, und bei dir wird Sünde sein. Sondern du sollst ihm geben, und dein Herz soll sich's nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn dafür wird dich der HERR, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst. Es werden allezeit Arme sein im Lande; darum gebiete ich dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande.

 

Thema:

„Beim Geld hört die Freundschaft auf.“ – Muss das immer so sein?

 

Auslegung:

Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Das ist eine Gesetzmäßigkeit, die man an ganzen Ländern beobachten kann, aber auch im privaten Bereich. Besonders hart betroffen ist, wer so hoch verschuldet ist, dass er vom laufenden Einkommen nicht einmal die Zinsen für seine Schulden aufbringen kann.

Ein Land wie Argentinien oder Russland zum Beispiel. Oder eine Familie, die mit aufgenommenem Geld ein Haus gebaut hat. Dann wurde der Mann arbeitslos und das Haus wurde weit unter Preis zwangsversteigert. Zurück blieben erhebliche Schulden, die vom Arbeitslosengeld einfach nicht mehr getilgt werden können. Das ganze Risiko trägt in der Regel der Schuldner, nicht der Gläubiger.

Im Alten Testament gibt es ein beachtenswertes Modell, das die totale und hoffnungslose Verschuldung eines Israeliten verhindert: Gott ordnet an, dass ein Gläubiger seinen Schuldnern alle sieben Jahre die Schulden erlassen soll. Das soll sogar gelten, wenn die Schuld erst kurz vor dem siebten Jahr, dem Erlassjahr entstanden ist. Natürlich ist diese Regelung nicht einfach auf unsere heutige Zeit übertragbar. Denn die Banken verleihen nicht ihr eigenes Geld, sondern das ihnen anvertraute Vermögen anderer. Die Haltung, die dahintersteckt, ist allerdings auch in unserer Zeit wichtig: Denn sie spiegelt etwas vom großzügigen Wesen Gottes wider, der uns unsere Schuld erlässt, damit wir leben können.

„Beim Geld hört die Freundschaft auf“, sagt ein Sprichwort. – Muss das immer so sein?

 

Gebet:

Herr, manchmal fällt es uns schwer, auf verliehenes Geld zu verzichten oder von unserem Überfluss abzugeben. Wir sind Kinder unserer Zeit und meinen, so vieles besitzen zu müssen. Mache mich bitte immer mehr frei von der Habsucht und öffne mir den Blick für die Not der Menschen um mich herum.

 

 

Impuls:

Kennen Sie Menschen in finanziellen Krisen? Wie verhalten Sie sich ihnen gegenüber? Wir sind dazu da, füreinander zu leben und nicht für uns selbst.

 

 

 

Hintergrundinformationen:

v     In 2. Mose 21,2; 3.Mose 25,10 und in 5. Mose Kap.15 lesen wir, dass Gott seinem Volk empfiehlt, im siebten Jahr dem Bruder und Mitgläubigen die Schuld zu erlassen und die Sklaven freizulassen damit jeder immer wieder neu anfangen kann.
In seiner Predigt in der Synagoge von Nazareth greift Jesus das Thema „Gnadenjahr“ auf und bezieht es auf sich und seine Wirksamkeit (siehe Lukas 4,16-21
Neujahr Text 3).

 

Autor dieser Andacht:Rolf Trauernicht