Andacht
zu Lukas 23,32-35
Sie
hassten ihn er liebte sie (Reminiszere), Tag 6
Lesung:
Lukas 23,32-35
Es
wurden aber auch andere hingeführt, zwei Übeltäter, dass sie mit ihm
hingerichtet würden. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt
Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur
Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie
wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los
darum. Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und
sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus,
der Auserwählte Gottes.
Thema:
Jesus liebt auch in einer extremen
Situation
Auslegung:
In Extremsituationen kann der Mensch zum Tier
werden. Das berichten zum Beispiel Leute, die in einem Konzentrationslager
gewesen sind. In einer solchen Umgebung werde die ganze vornehme Erziehung und
hehre Ethik ausgelöscht. Der nackte Überlebenswille treibe die Menschen an. Sie tun alles, um selbst durchzukommen.
Rücksicht auf andere gebe es nicht mehr.
Jesus erlebt eine Extremsituation. Er wird zur Hinrichtungsstätte geführt und ans Kreuz genagelt. In Handgelenken und Füßen leidet er wahnsinnige Schmerzen, bedingt durch die Nägel. Er muss
zuschauen, wie die Soldaten sein letztes Hemd verlosen. Er muss sich beißenden Spott anhören.
Doch er wird nicht zum Tier. Er kocht nicht über in blinder Wut.
Er flucht nicht hasserfüllt, wie der Mörder, der neben ihm am Kreuz hängt. Auch
fällt er nicht in eisiges, bitteres Schweigen. Sondern er betet für die, die ihn an das Kreuz nageln: Vater, vergib
ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Die Liebe in seinem Herzen
ist mehr als vornehme Erziehung, mehr als edle Ethik und mehr als eine süßliche
Philosophie. Es ist die ewige, unzerstörbare, rettende Liebe Gottes. Am Kreuz wird erkennbar, wie mächtig
sie ist.
Werden wir Jesus jemals das Wasser reichen können? Nein! - Aber
wir können Anteil haben an seiner Liebe. Und wir sehen sein Ziel für uns:
Vollendung in der Liebe.
Gebet:
Vater im Himmel. Du weißt, wie ich in extremen Situationen
reagiere. Du weißt, wie schwach die Liebe in meinem Herzen oft ist, und wie
schnell sie von den Regungen der Rache und des Hasses zugeschüttet wird. Bitte,
gib mir neu deine Liebe. Gieße sie in mein Herz!
Impuls:
Denken Sie nach über den Satz Gott ist Liebe. Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott. (1.Johannes 4,16) Das ist keine Theorie, auch keine Poesie, sondern Realität. Am Kreuz Jesu wird das sichtbar. Lernen Sie den Satz auswendig!
Hintergrundinformationen:
v Matthäus berichtet ,
dass der römische
Hauptmann
(wahrscheinlich der Chef des Kreuzigungskommandos) nach dem Tod Jesu staunend
ausruft: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!
Wahrscheinlich war der Hauptmann ohne jüdische religiöse Vorbildung. Aber er
spürte etwas von der göttlichen Liebe in Jesus und war davon total überwältigt. Die Feindesliebe
Gottes provoziert uns aufs schärfste, aber zuletzt gewinnt sie uns.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin