Andacht zu Lukas 16,14-17
Ende einer Ära (2.Sonntag nach Epiphanias), Tag 6

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Lesung:

Lukas 16,14-17

Das alles hörten die Pharisäer. Die waren geldgierig und spotteten über ihn. Und er sprach zu ihnen: Ihr seid's, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott. Das Gesetz und die Propheten reichen bis zu Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein. Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen, als dass ein Tüpfelchen vom Gesetz fällt.

 

Thema:

Das Evangelium gerät unter Druck

 

Auslegung:

Jesus hat Recht: Dem Evangelium wird Dampf gemacht. Es wird abgedrängt. Und wo das nicht mehr geht, weil das Evangelium zu sehr Fuß gefasst hat, da wird sich hineingedrängt, um das Reich Gottes von innen her zu unterwandern.

Da war beispielsweise der reiche Markion, der der Kirche viel Geld spendete, dafür aber erwartete, dass seine Irrlehre eingeführt werde. Man warf ihn samt seinem Geld heraus.

Da hatten sich Renaissancepäpste in die Kirche hineingedrängt, um sich ein lasterhaftes Luxusleben und brutale Machtpolitik zu ermöglichen.

Zur Zeit Jesu waren es die Pharisäer. Sie legten die Spielregeln fest, die in der Gemeinde Gottes zu gelten hatten. Geld war für sie sehr wichtig. Jesus und seine Botschaft vom Reich Gottes versuchten sie in die Ecke zu drängen: Er sei ein weltfremder Träumer. Er sei ein Neuerer, der alles Alte ablehne. Ein respektloser religiöser Revolutionär.

Jesus kontert: Ja, seine Lehre sei neu. Aber kein Strich der bisherigen Heiligen Schrift werde von ihm in Frage gestellt. Vielmehr stimme seine neue Lehre mit der bisherigen überein. Es gebe eine Linie von Mose über Johannes den Täufer zu Jesus. Die Pharisäer hingegen stünden nicht wirklich auf dem Boden der alten Tradition. Siehe Thema Geld. Siehe Thema Ehe, Sexualität, Scheidung. Da haben sich die gierigen Männer schöne Hintertürchen ausgedacht, um ihren Lebenswandel zu rechtfertigen!

Aber trotz allen Druckes von innen und außen nimmt das Evangelium seinen Lauf durch die Jahrhunderte. Gott sei Dank!

 

Gebet:

Herr Jesus, schenke deinen Gläubigen Klugheit, wenn Kräfte des Unglaubens deine Kirche zu unterwandern drohen.

Und verleihe deiner Gemeinde Beständigkeit, wo sie von außen bedrängt wird, weil das Evangelium in ihr lebt.

Danke, dass deine Botschaft vom Reich Gottes in unserem Land verkündigt wird. Segne alle, die dein Wort weitertragen. Und segne alle, die es hören.

 

Impuls:

1. Wer drängt sich heute mit Gewalt in den Raum des „Reiches Gottes“ hinein? Welche Kräfte oder Strömungen versuchen, das Evangelium zweck-zu-entfremden?

2. Manchmal muss man contra geben können. Was würden Sie antworten, wenn Ihnen jemand sagt, Ihr christlicher Glaube sei weltfremd?

 

Hintergrundinformationen:

v     Markion stammt aus der Gegend des Schwarzen Meeres und spielte im 2.Jahrhundert in der christlichen Gemeinde Rom eine Rolle. Er behauptete, der Gott des Alten Testaments sei ein anderer als der Vater Jesu Christi.

v     Was hier Tüpfelchen genannt wird, ist im Originaltext das „Jota“, der kleinste Buchstabe des hebräischen Alphabets, vergleichbar mit unserem i-Punkt.

v     Zum Thema Scheidung, siehe Markus 10,2-9

v     Geld: Unser Abschnitt folgt unmittelbar auf die Aussage Jesu: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon (= dem Geldgott).

v     Jesus selbst deutet in unserem Text die Zeitenwende an. Die alte Ära nennt er „Gesetz und Propheten“, was exemplarisch für das ganze AT steht. Die Schnittstelle, so Jesus, sei Johannes der Täufer. Er gehöre gerade noch zur alten Ära. Das Neue nennt Jesus „Evangelium vom Reich Gottes“. Er behauptete, es werde von jetzt an gepredigt werden, und er hatte Recht damit.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin