Andacht
zu Römer 13,1-7
Rechte
und Pflichten der Regierung (23.Sonntag nach Trinitatis), Tag 6
Lesung:
Römer
13,1-7
Jedermann sei untertan der
Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn, es ist keine Obrigkeit außer von
Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet. Wer sich nun der
Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt der Anordnung Gottes; die ihr aber
widerstreben, ziehen sich selbst das Urteil zu. Denn vor denen, die Gewalt
haben, muss man sich nicht fürchten wegen guter, sondern wegen böser Werke.
Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du
Lob von ihr erhalten. Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber
Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist
Gottes Dienerin und vollzieht das Strafgericht an dem, der Böses tut. Darum ist
es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um
des Gewissens willen. Deshalb zahlt ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes
Diener, auf diesen Dienst beständig bedacht. So gebt nun jedem, was ihr
schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt;
Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.
Thema:
Regierende sind Gottes Diener und handeln in seinem
Auftrag
Auslegung:
Nachdem in Bad Kleinen ein Top-Terrorist bei einem unglücklich
verlaufenen Zugriff der Polizei
zu Tode gekommen war,
ging durch die Medien ein Aufschrei der Empörung: Wolfgang Grams wurde
ermordet, lautete eine Schlagzeile. Dass beim selben Einsatz auch ein
Polizeibeamter getötet wurde, ein anderer schwer verletzt, darüber empörte man
sich kaum. Staat und Regierung
werden in der Öffentlichkeit meist argwöhnisch beobachtet.
Und wenn Polizeibeamte in Notwehr von der allerletzten Option Gebrauch machen,
die ihnen zur Verfügung steht, nämlich von der Schusswaffe, dann werden sie
Mörder genannt.
Der Apostel Paulus denkt völlig anders. Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn der Staat ist von Gott
gewollt. In einer vom Chaos bedrohten Welt hat er die Aufgabe, die Guten
zu schützen, die Bösen aber
abzustrafen. Dazu bedarf es auch der Polizeigewalt,
die das Schwert, heute Gummiknüppel, Pfefferspray, Hund oder Schusswaffe, nicht umsonst trägt. Mit Waffen kann man drohen,
verletzen oder töten. Und manchmal ist das leider unumgänglich. Aber es ist
besser, als wenn Mörder, Betrüger und böse Menschen ungehindert ihr Unwesen
treiben könnten. Sie sind Gottes Diener,
sagt Paulus lapidar über alle, die zum Staat gehören, z.B. Polizisten oder andere Behörden.
Gebet:
Herr Jesus Christus, hilf allen, die in unserem Staat tätig sind,
dass sie deinen Auftrag erfüllen und durch ihren Dienst zum Frieden, zur Gerechtigkeit und zur Sicherheit beitragen.
Impuls:
Wenn Paulus sagt, die Obrigkeit, die Waffen trägt ist Gottes Dienerin, sagt er dann, dass das Töten im Auftrag Gottes geschieht? Hat Gott nicht angeordnet: Du sollst nicht töten?
Antwortansatz:
Die Polizei trägt Waffen, um Gewalt und das Töten zu verhindern. Die Tragik der
vom Bösen unterwanderten Welt kann es mit sich bringen, dass im äußersten Fall
von Polizisten getötet werden muss.
Hintergrundinformationen:
v Wolfgang Grams wurde übrigens nicht
durch einen Polizisten erschossen, sondern tötete sich selbst, als er die
Ausweglosigkeit seiner Lage erkannte.
v Und wenn der Staat selbst zu einer verbrecherischen Organisation wird? Als Paulus den
Römerbrief, also auch unseren Abschnitt schrieb, war oberster Staatschef
wahrscheinlich Kaiser Nero, der die Christen blutig verfolgte. Im Zweifelsfall
muss ein Christ seinem Gewissen folgen und zu zivilem Ungehorsam bereit sein,
vgl. Apg 5,29 Man muss Gott mehr gehorchen, als den Menschen.
Weiteres zum Umgang mit einem entarteten Staat vgl. Tag 5.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin