Andacht zu Markus 3,31-35
Tipps fürs Leben (18. Sonntag nach Trinitatis), Tag 5

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Lesung:

Markus 3,31-35

Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir. Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder? Und er sah ringsum auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Brüder! Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

 

Thema:

Pro und contra Familie

 

Auslegung:

Mütterlicher Fürsorge kann man sich kaum entziehen. Wenn Jesus schon einmal in der Nähe ist, kann man sich doch einmal kurz sehen. Oder steckt mehr dahinter. Wollte die Familie ihn zurück in ihren Schoß holen, weil ihnen das Auftreten Jesu zu verrückt erschien? Jesu Antwort ist eine öffentliche Distanzierung von seiner Familie, weil ihm die „familia dei“ (Gottesfamilie) wichtiger ist. Er macht deutlich: Die Familie kann ein Hinderungsgrund sein, die Nachfolge zu beginnen oder fortzusetzen. Wie oft reden Eltern, Geschwister oder Ehepartner da hinein und sorgen dafür, dass einer als Christ langsam vom Glauben wegdriftet. „Muss das sein?“, heißt die Frage – und wer will schon immer trotzig entgegnen: „Ja, es muss sein!“ Wir haben es hier mit einem Text zu tun, der zuerst die Beziehung innerhalb der Gemeinde beschreibt und sie der stärksten natürlichen Bindung, der familiären, gleichstellt. Auch heute gibt es in der Gemeinde die Anrede „Bruder“ und „Schwester“, sie muss sich aber gegen den frömmelnden Anschein wehren. Verbirgt sich dahinter Enttäuschung, weil der Zusammenhalt doch nicht wie in einer Familie ist? Oder soll das Besondere der Beziehung zwischen den Gemeindegliedern nicht so offen nach außen sichtbar werden? Wie ist das persönliche Gemeindeverständnis? Und wie tragen wir selbst dazu bei, dass sich in der Gemeinde ein „gutes Familienklima“ entwickelt?

Allerdings bricht Jesus nicht komplett mit seiner Familie. Noch am Kreuz trägt er Sorge für seine Mutter (Johannes 19,26). Wer seine Familie vernachlässigt, hat Jesus nicht auf seiner Seite. Es gilt sowohl noch das vierte Gebot als auch die Vergleichbarkeit von Leitungsaufgaben in der Gemeinde und Familie (1. Timotheus 3,4).

 

 

Gebet:

Jesus, du hast mir in der Gemeinde Brüder und Schwestern geschenkt. Das ist ein großer Reichtum, weltweit in dir verbunden zu sein. Danke für die vielen guten Erfahrungen von Geschwisterschaft.

 

Impuls:

Zum Glück stehen sich Familie und Gemeinde nicht immer so konfrontativ gegenüber wie in diesem Beispiel. Wie lauten die Regeln in Ihrer eigenen Familie? Wie steht Ihre Familie zur christlichen Gemeinde?

 

Ergebnis:

Die Gemeinschaft mit Jesus steht an der ersten Stelle, die Familie kann höchstens die zweite Position einnehmen. Das ist eine klare Ordnung, bringt unter Umständen aber auch Spannungen.

 

Hintergrundinformationen:

v     Das vierte Gebot nach lutherischer Zählung lautet: „Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass dir’s wohlergehe und du lange lebest auf Erden.“

 

 

Autor dieser Andacht: Konrad Flämig