Andacht zu Titus 2,1-10
Ein
Kampf, der sich lohnt (21.Sonntag nach Trinitatis), Tag 4
Lesung:
Titus 2,1-10
Du aber
rede, wie sich's ziemt nach der heilsamen Lehre. Den alten Männern sage, dass
sie nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der
Geduld; desgleichen den alten Frauen, dass sie sich verhalten, wie es sich für
Heilige ziemt, nicht verleumderisch, nicht dem Trunk ergeben. Sie sollen aber
Gutes lehren und die jungen Frauen anhalten, dass sie ihre Männer lieben, ihre
Kinder lieben, besonnen seien, keusch, häuslich, gütig, und sich ihren Männern
unterordnen, damit nicht das Wort Gottes verlästert werde. Desgleichen ermahne
die jungen Männer, dass sie besonnen seien in allen Dingen. Dich selbst aber
mache zum Vorbild guter Werke, mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit, mit
heilsamem und untadeligem Wort, damit der Widersacher beschämt werde und nichts
Böses habe, das er uns nachsagen kann. Den Sklaven sage, dass sie sich ihren
Herren in allen Dingen unterordnen, ihnen gefällig seien, nicht widersprechen,
nichts veruntreuen, sondern sich in allem als gut und treu erweisen, damit sie
der Lehre Gottes, unseres Heilands, Ehre machen in allen Stücken.
Thema:
Erst wenn ich Pfarrerin bin, kann ich das Evangelium sagen.
Oder doch schon heute?
Auslegung:
Zu jung, zu alt, zu eingespannt, zu
verspielt ...? Wenn wir die Aussagen von diesem Text ernst nehmen, dann gibt es
für jeden von uns eine Evangelisationsart: In meiner Position, in meiner Rolle, an
meinem Platz kann ich ein Beispiel dafür sein, wie wahr und gut
das Evangelium von Christus ist. Wie oft winden wir uns aus dieser
Verantwortung: Wenn ich doch Pfarrer wäre, dann würde ich... Wenn ich doch
anders aufgewachsen wäre, dann...Wenn ich besser reden könnte... . Paulus
schreibt als Mentor. Er möchte Titus und uns dazu herausfordern und
unterstützen, unser Leben zur vollen Entfaltung zu bringen und ans Ziel
zu kommen. Ist Unterordnen (Vers 5 und 9)
da nicht ein krasser Gegensatz zu Entfalten? Ich denke, dass diese Gegensätze sich nicht ausschließen müssen,
sondern wie zwei Ufer sind, die sich gegenüber stehen. Auch steht nicht
da: Ihr Männer und Vorgesetzten, macht die anderen euch untergeordnet. Es steht
als aktives Verhalten da; aus Freiheit heraus ordne ich mich
unter. Wo dies in Achtung voreinander geschieht, entstehen neue
Freiräume. Zum Beispiel muss nicht mehr bei jeder Entscheidung zuerst
entschieden werden, wer diesmal mehr Recht, Durchblick, Macht, Trotz oder
Geduld hat. Doch es geht Paulus um mehr als nur Strukturen und Ordnungen: Die
Gegner sollen beschämt werden. Sie könnten sagen: Donnerwetter, das hätte ich nie
gedacht, dass die das durchhält, so freundlich und echt zu sein, da muss
doch was dran sein an ihrem Zur-Kirche-Rennen. Oder: So einen Mut
und so eine Freude wie der, das möchte ich auch.
Gebet:
Vater, ich möchte auf deiner Seite
kämpfen. In meiner Umgebung ist es wichtig, immer besser, schneller, weiter zu
sein als andere. Der Kampf auf deiner Seite ist so anders. Jesus hat es mir
vorgemacht. Ich will deinen
Kampfstil heute üben, Liebe üben. Von
dir holen und weitergeben. Hilf du mir dabei. Ja, du hast es zugesagt, mir
dabei zu helfen. Dafür danke ich dir.
Impuls:
Wie sieht meine besondere Art aus? Was liegt mir? Wo kann ich zurzeit in meiner Position ein Beispiel sein für Gottes Handeln? Ich werde heute beobachten, wo dies möglich ist, und an einer kleinsten Stelle etwas davon ausprobieren.
Ergebnis:
Wenn ich auf
Gottes Seite stehe, wird das mein Verhalten prägen. Ich kann ein Beispiel dafür sein, dass Gottes Wort stimmt.
Hintergrundinformationen:
v Unterordnen: In einer Beziehung von gleichrangigen Personen
muss bei jeder Entscheidung die Meta-Entscheidung (Vorentscheidung) getroffen
werden, was passiert, wenn unterschiedliche Meinungen da sind. Dabei
entscheiden oft die Machtverhältnisse. Wir könnten - auch als Frauen in der
Unterordnung eine Chance sehen, mit weniger Kräfteverschleiß eine Beziehung
entscheidungsfähig zu gestalten. Zumindest lohnt es sich, darüber nachzudenken.
Autor dieser Andacht: Esther Kenntner