Andacht zu Lukas 10,1-9.16
Im Auftrag des Herrn unterwegs (1.Sonntag nach Trinitatis), Tag 3

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Lesung:

Lukas 10,1-9.16

Danach setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte, und sprach zu ihnen: Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte. Geht hin; siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe. Tragt keinen Geldbeutel bei euch, keine Tasche und keine Schuhe, und, grüßt niemanden unterwegs. Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause! Und wenn dort ein Kind des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden. In demselben Haus aber bleibt, esst und trinkt, was man euch gibt; denn ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ihr sollt nicht von einem Haus zum andern gehen. Und wenn ihr in eine Stadt kommt, und sie euch aufnehmen, dann esst, was euch vorgesetzt wird, und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.

Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.

 

Thema:

Die Chance, Gott näher kennen und lieben zu lernen, hat der, der auf Gottes Apostel hört.

 

Auslegung:

„Ich bin kein ungläubiger Mensch“, sagt einer. „Ich weiß, dass es irgendwie Gott gibt. Aber von der Kirche bin ich sehr enttäuscht worden. Gott ja! Aber mit der Kirche bleiben Sie mir bitte vom Leib Ich muss erst einmal schlucken, wenn ich so etwas gesagt bekomme. Ich habe Respekt vor den religiösen Empfindungen meines Gesprächspartners. Was muss er erlebt haben? Ist sein Zorn gegen die Kirche berechtigt?

Wie hätte er es erlebt, wenn zwei der siebzig Wanderapostel an seiner Haustür geläutet hätten, von denen unser Text berichtet? Privilegien besaßen diese noch nicht. Auch hatten sie keinen Geldbeutel oder Spendenquittungsblock dabei. Ihnen ging es ausschließlich um die Botschaft, die Jesus ihnen ans Herz gelegt hatte. Ob mein Gesprächspartner sie hereingebeten hätte? Ob „ihr Friede“ – also der Segen Jesu – in seinem Haus Wohnung genommen hätte?

„Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich“, sagt Jesus. Er lässt sein Evangelium durch Menschen ausrichten. Das sind zuallererst die Apostel gewesen, deren Lehre in der Bibel zusammengefasst ist. Wo aber findet diese Lehre Gehör? Wo wird sie heute gelesen, gepredigt, aktualisiert? – Nun ja, ich denke in der Kirche. Schade also, dass mein Gesprächspartner so abgeschreckt ist. Ob er seine Meinung noch einmal überdenkt? In der Kirche könnte er über den „Irgendwie-gibt-es-Gott-Glauben“ hinauswachsen. Denn die Chance, Gott näher kennen und lieben zu lernen, hat der, der auf Gottes Apostel hört.

 

Gebet:

Vater im Himmel, bitte sende Arbeiter in deine Ernte. Sorge du dafür, dass die Botschaft von Jesus in der ganzen Welt ausgebreitet wird. Segne alle, die in der Mission tätig sind, aber auch die, die in christlichen Gemeinden oder Verbänden arbeiten und dort dein Wort weitersagen.

 

Impuls:

Hören oder verachten. Wie stehen Sie zu Ihrem Prediger/Predigerin? Beten Sie regelmäßig für ihn/sie? Wenn nein, ergänzen Sie Ihre Fürbittenliste.

 

Hintergrundinformationen:

v     Mit der Anweisung, keinen Geldbeutel mitzunehmen und nicht zu grüßen, unterstreicht Jesus die Spontaneität der Aktion. Erstaunlich ist, dass Jünger bereits vor Ostern und Pfingsten ausgesandt werden, um zu evangelisieren. Man sieht daran, dass es Jesus wichtig war, dass alle Menschen das Evangelium hören.

v     Das Grüßen im Orient ist wesentlich zeitaufwendiger als bei uns. Man fragt nach dem Wohlergehen des anderen und ist auch bereit, seine Antwort zu hören. Wenn möglich speist man miteinander. Diesen Zeitaufschub wollte Jesus seinen Jüngern nicht gewähren, solange die evangelistische Aktion in den Dörfern lief.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin