Andacht zu Markus 5,24-34
Das große Los ziehen (17. Sonntag nach Trinitatis), Tag 3

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Lesung:

Markus 5,24-34

Und er ging hin mit ihm. Und es folgte ihm eine große Menge, und sie umdrängten ihn. Und da war eine Frau, die hatte den Blutfluss seit zwölf Jahren und hatte viel erlitten von vielen Ärzten und all ihr Gut dafür aufgewandt; und es hatte ihr nichts geholfen, sondern es war noch schlimmer mit ihr geworden. Als die von Jesus hörte, kam sie in der Menge von hinten heran und berührte sein Gewand. Denn sie sagte sich: Wenn ich nur seine Kleider berühren könnte, so würde ich gesund. Und sogleich versiegte die Quelle ihres Blutes, und sie spürte es am Leibe, dass sie von ihrer Plage geheilt war. Und Jesus spürte sogleich an sich selbst, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war, und wandte sich um in der Menge und sprach: Wer hat meine Kleider berührt? Und seine Jünger sprachen zu ihm: Du siehst, dass dich die Menge umdrängt, und fragst: Wer hat mich berührt? Und er sah sich um nach der, die das getan hatte. Die Frau aber fürchtete sich und zitterte, denn sie wusste, was an ihr geschehen war; sie kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; geh hin in Frieden und sei gesund von deiner Plage!

 

Thema:

Wenn wir mit unserem Vertrauen zu Jesus kommen, lässt er seine Kraft gerne in Anspruch nehmen.

 

Auslegung:

Eine Frau, die als unrein galt und sich deshalb nach dem Gesetz niemandem nähern durfte, weiß um Jesu heilende Kraft, und sie weiß auch, dass sie einiges riskieren und alle gesellschaftlichen und religiösen Vorgaben außer Acht lassen muss, um Heilung zu erfahren. Jesus reagiert zunächst auch erwartungsgemäß, zumindest für die, die das beobachten, indem er sie barsch zurückweist. Aber dann zeigt er, dass es ihm genau darauf ankommt: nicht die Einhaltung bestimmter Vorschriften sind der Weg des Glaubens, sondern frei von Vorschriften sein Vertrauen ganz auf Jesus zu setzen. Die Frau wird nicht enttäuscht. Hätte sie den Gesetzen und Vorschriften vertraut, wäre sie sicher enttäuscht worden, weil sie nicht wüsste, ob sie alles dementsprechend “richtig” und “ausreichend” getan hätte. Jesus sagt es ihr zu: nicht diese oder jene Handlung - z.B. das “Saumanrühren” -  hat dir geholfen, sondern dein Glaube. Denn nur weil sie Glauben hatte, berührte die Frau Jesu Kleid.

So geschah für die Frau beides: die leibliche und die geistliche Heilung durch das Anrühren und das Glauben.

 

Gebet:

Herr, wie oft fehlt mir genau dieser Glaube, den die kranke Frau hatte. Wie oft fällt es mir eher leicht an bestimmte Materien zu glauben als an Dich! Ich weiß, dass alle Kraft und Heilung von Dir ausgeht. Lass mich glauben wie diese Frau und Deinen Namen groß machen vor den Menschen!

 

Impuls:

Von Jesus geht heilende Kraft aus. Er schenkt der Frau das Leben neu. – Schenken Sie heute jemandem etwas wovon Sie wissen, dass er es zum Leben braucht, das kann eine Stunde Ihrer Zeit sein, aber auch etwas zu Essen oder ein mutmachendes Wort. Ihrer Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Im “unterwegs Sein” heilt Jesus diese Frau: Ein “Stop” auf dem Weg, ein “Warte” lässt schnell ungeduldig werden. Jesus jedoch fällt nicht in Hektik; keine Eile ist im Text zu spüren. Er hat Zeit, Gebet zu erhören.

v     Ort der Handlung ist das NW-Ufer des Galiläischen Meeres. Das Ufer war Tummelplatz der Dorfjugend. Oft trafen sich auch Älteste zu einer Unterredung. Für Fischer war das Seeufer Stützpunkt und Handelsplatz. Ein Ort mitten im Lebensrummel.

v      Zeitpunkt des Geschehens ist am Ende des zweiten Jahres des öffentlichen Auftretens Jesu (ca. 1 Jahr vor seiner Kreuzigung). Zwei ereignisreiche Zeichen liegen hinter ihm: Sturmstillung und die Heilung eines Besessenen im Land der Gerasener.

 

Autoren dieser Andacht: Helmut Stradal und Gisela Merz